Wildbienen hereinspaziert!

Das Wildbienenhaus im Hermannsgarten, Baujahr 2017.

Seit Neuestem lädt ein kunterbunt eingerichtetes Haus direkt hinter dem Gartenzaun verschiedene Arten von Wildbienen dazu ein, ihre Eier abzulegen. Das Wildbienenhaus entstand in tatkräftiger Zusammenarbeit von Mitarbeitern der Stadt Ulm und vielen freiwilligen Helfern des BUND. Und es ist ein weiterer Schritt zu mehr Artenvielfalt im Hermannsgarten!

 

Das stabile Holzgerüst hat die Stadt Ulm beigesteuert. Es ist so aufgestellt, dass eine Seite viel Sonne abbekommt, denn nur dann ziehen Bienen ein.

Die meisten Wildbienen leben – anders als Honigbienen – nicht als Staat in einem Bienenstock, sondern einzeln. Damit sich aus ihren Eiern Nachwuchs entwickeln kann, muss jede Biene eine Röhre an einem warmen Ort finden, in die sie ihre Eier einzeln hineinlegen kann. Das kann ein Loch in einem Baumstamm sein, ein Schlitz in einer Mauer oder ein Gang in einem besonnten Abhang.

 

Da kommt eine Scherenbiene angeflogen! Schon nach zwei Wochen waren die ersten Röhren besetzt, gut zu erkennen am Verschluss aus Lehm.

Immer wieder krabbelt die Biene rückwärts hinein und legt Ei für Ei nacheinander ab. Bei jedem einzelnen Ei deponiert sie Pollen und Nektar als Nahrung für die ausschlüpfenden Larven. Zwischen die einzelnen Eier und deren Nahrung baut sie dünne Wände. Nach drei bis vier Wochen verpuppen sich die Larven. Erst nach ihrer Verwandlung in junge Bienen verlassen sie nacheinander die Röhre, indem sie sich durch die Wände knabbern. Und das nicht in der Reihenfolge, in der sie gelegt worden sind, sondern umgekehrt – denn sonst gäbe es ja einen Stau …

 

Von wegen, Bambusrohre sind innen hohl… Bei vielen mussten wir ganz schön nachhelfen.

Am 20. Mai fingen wir an, das Hausgerüst für die Bienen „einzurichten“. Dazu verwendeten wir verschiedene Materialien, die erfahrungsgemäß gerne von Bienen angenommen werden. (Ein Tipp: Es gibt gute Anleitungen im Internet, Links stehen ganz unten.) Wir bohrten Löcher mit verschiedenem Durchmesser in Holzstücke, bündelten Strohhalme und Bambusstängel und steckten sie dicht gepresst in Ziegelsteine und Tonröhren. Auch ein paar Ytong-Steine mit Bohrlöchern haben wir probehalber eingebaut.

 

Ziegelsteinlöcher sind für Bienen zu groß, deshalb wurden sie mit Strohhalmen gefüllt.

 

Bambus sägen: Die Röhren sollten gleich lang und ihr Rand glatt sein, damit die Bienen hineinkommen, ohne sich zu verletzen.

Am witzigsten zu verarbeiten war der Lehm, den wir in dicken Klumpen in Tonröhren und in alle Lücken schmierten. Auch die Stängelbündel bekamen eine dicke Lehmrückwand: So sind alle Röhrchen hinten verschlossen und futtersuchende Vögeln haben es schwer, sich Stängel herauszuziehen. Anscheinend fanden auch die Bienen den Lehm besonders toll – als wir nach zwei Wochen wieder anrückten, um die obere Etage des Hauses fertigzustellen, waren unten schon die ersten Bienen eingezogen und hatten sich am Lehm bedient, um ihre Röhren zu verschließen.

 

Mantschen im Lehm – das fanden Kinder und Erwachsene super!

 

Der Lehm ist beim Trocknen geschrumpft, aber die Bienen hat’s nicht gestört – nach sechs Wochen waren fast alle Löcher „belegt“.

 

Inzwischen gibt es nur noch ein paar Kleinigkeiten zu tun, um dem Haus den letzten Schliff zu geben. Und vielleicht ab und zu etwas auszubessern, falls Vögel doch Halme herauszupfen oder ein Unwetter zu viel Lehm wegschwemmt.

 

Dass wir so schnell die ersten Bienen beim Einzug beobachten konnten, war einfach super! Das hat uns alle beflügelt – was wir wohl als Nächstes im Hermannsgarten machen?

 

Henrike Hampe

BUND-Gruppe Ulm-Mitte

Team Hermannsgarten

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